Yacht Centre Stralsund

New development of a dockyard for sailing yachts

Project Description

DIPLOMA THESIS,

winter semester 2005/06

Absicht

Das Zusammenführen der Lebensbereiche Arbeiten und Freizeit unter dem Thema "Maritimer Wassersport" auf der Ostseeinsel Dänholm soll neue Lebensqualitäten und Impulse für die Region Stralsund schaffen. Den Auftakt zu dieser Entwicklung soll die Ansiedlung des Industriebetriebes einer Segelyachtwerft bilden.

Idee

Als Ausgangspunkt für den Entwurf der Werft wurde die Überlagerung von Materialfluss, Kommunikationsfluss, Erschließung und Statik in der Form eines Gewebes gewählt und in ein Raumkonzept umgesetzt.

Vision

Industrielle Architektur wird in einem ästhetischen Konzept umgesetzt, das zugleich repräsentative als auch funktionale Erfordernisse erfüllt und eine zeitgemäße Verknüpfung mit einer maritimen Freizeitwelt schafft.

Städtebau

Der Dänholm ist eine Insel im Strelasund, die durch den Rügendamm an Stralsund und Rügen angeschlossen ist. Im Süden der Insel befindet sich ein in Ost-West-Richtung verlaufender Uferstreifen mit Kaianlagen. Westlich vom Rügendamm sind ein Segelsportclub, die Wasserschutz-Feuerwehr und der Fischereihafen von Stralsund entlang des Ufers aufgereiht. Im östlichen Teil der Insel wurde im Zuge einer Umnutzung ehemaliger Kasernenanlagen ein Marine Museum, das Meerestechnik-Museum "Nautineum", das Wasser- und Schifffahrtsamt Stralsund, ein Yachtclub mit Marina, eine Segelschule, ein Yachtcharter und ein Hotel mit Tauchschule angesiedelt. Zwischen den beiden Teilen liegt auf der östlichen Seite des Rügendamms am Wasser das zu beplanende Areal für die Segelyachtwerft und deren Zulieferbetriebe (z. B. Segeltuchmacher, Seilmacher und Masthersteller). Erschlossen wird das Gelände durch eine Planstraße, die vom Oberland parallel zum Rügendamm zum Kai hinab führt.

Außenraumgestaltung

Für Fußgänger führt eine Treppe mit Fahrstuhl von der alten Klappbrücke am Rügendamm zum Kai am Ziegelgraben herunter. Der Fähranleger am Ende der Planstraße dient der Anbindung an den Hafen von Stralsund. Für die Marina der Segelyachtwerft wird am Kanal, der zum "Alten Marinehafen" führt, ein Hafenbecken angelegt. Der Verladekran der Werft, der gegen Gebühr auch zum Kranen externer Boote benutzt werden kann, steht auf einem Wellenbrecher am Eingang des Hafenbeckens. Die Kaianlage wird bis zum "Alten Marinehafen" fortgeführt und bietet eine Uferpromenade für die Freizeitbesucher des Dänholms an. Die Zufahrt zur Anlieferung der Werft erfolgt über die Planstraße. Auf dieser Seite des Gebäudes werden Parkplätze für die Angestellten angeboten, die über eine Außentreppe zum Mitarbeitereingang im Obergeschoss gelangen. Die Kundenparkplätze sind der Kaianlage am Ziegelgraben zugeordnet, wo sich der Besuchereingang des Gebäudes befindet. Für den Verkaufsraum gibt es einen weiteren Eingang von der Seite der Marina.

Gebäudebeschreibung

Die Segelyachtwerft ist eine dreischiffige Halle, die an der Uferkante des Ziegelgrabens ausgerichtet ist. Ihre Länge beträgt 111 Meter und ihre Breite 59 Meter. In Längsrichtung bestehen die Konstruktionseinheiten aus Abschnitten, die in der Abfolge 6-4-24-4-24-4-24-4-12-4 Meter breit sind.

Erweiterungskonzept

Für die Halle ist eine Erweiterungsfläche im Nordosten vorgesehen. In den konstruktiven Segmenteinheiten von 28 Metern können hier Hallenteile angefügt werden. Neben einer Erweiterung der Anlieferung ist eine Ergänzung für die Instandhaltung verkaufter Boote und eine Lackiererei angedacht.

Funktionsverteilung

Das Erdgeschoss ist der Produktion, der Lagerung und der Anlieferung vorbehalten. Im Obergeschoss befinden sich der Schulungsbereich, die Verwaltung, die Entwicklung und der Sozialbereich der Angestellten. Daneben sind hier der Personaleingang, die Umkleideräume und die Küche der Kantine. Auf der südwestlichen Seite zum Wasser des Ziegelgrabens sind der Werkhalle der Kundenbereich mit Lobby im Erdgeschoss und die Kantine im Obergeschoss vorgelagert.

Tragwerk

Die Werft ist ein Stahlskelettbau aus Rechteck-Hohlprofilen. Die Aussteifung in Längsrichtung wird durch die 4 Meter breiten Aussteifungsachsen gewährleistet. Im Torbereich stehen zur Queraussteifung Vierendeel-Stützen, und auf der anderen Längsseite dienen die massiven Bauteile zur Aussteifung. Das Dachtragwerk besteht aus einem 1,5 Meter hohen Trägerrost mit Fachwerk- und Vierendeel-Trägern. Das Trägerraster in Längsrichtung beträgt 6 Meter, in den Aussteifungsbereichen 4 Meter. Die maximale Spannweite in Längsrichtung beträgt 12 Meter. In der Breite haben die drei Hallen unterschiedliche Spannweiten: die Verwaltung wird mit 20 Metern, die Werkstätten und Vormontage mit 15 Metern und die Endmontage mit 21 Metern überspannt. Die Bauplätze sowie die Anlieferung der Boote werden je von einer Kranbahn bestrichen, die am Deckentragwerk befestigt sind.

Materialfluss

In der Anlieferungsdurchfahrt befindet sich die Warenannahme, von der aus die Materialien mit dem Gabelstapler in das Zentrallager gebracht werden. Die Werkstätten und die Vor- und Endmontage sowie der Ersatzteilverkauf können sich aus dem Lager bedienen. Die Einbauteile für die Boote werden in den Werkstätten vorbereitet, in der Vormontage zu Baueinheiten zusammengesetzt und ins Zwischenlager verbracht. Die Einbauteile für den Rumpf werden mit dem Gabelstapler durch Ladeluken auf die Arbeitsbühne gebracht. Größere Teile wie der Motorblock oder die Sanitärzelle werden mit dem Deckenkran im Rumpf platziert. Die Anlieferung der Bootssegmente geschieht ebenfalls in der Anlieferungsdurchfahrt. Der Rumpf mit der Deckschale wird auf einen Baubock umgeladen. Dieser wird mit einem Hubwagen über den Vorhof in die Halle verbracht. Bei der Standproduktion verbleibt der Rumpf bis zur Aushallung an seinem Bauplatz. Die Deckschale wird vom Rumpf getrennt und mit dem Deckenkran zum Deckbauplatz gebracht. Nachdem das Deck und der Rumpf bearbeitet wieder zusammengefügt wurden, bringt der Hubwagen das Boot zum Verladekran am Kai. Hier wird das Boot ins Wasser gesetzt und ohne Mast ein Testlauf unter Motor durchgeführt. Bei Auslieferung auf dem Wasserweg wird der Mast gestellt und das Boot in der Liegebox festgemacht. Bei Auslieferung über den Landweg verbleibt das Boot ohne Mast in der Liegebox und wird zum Auslieferungstermin mit dem Kran wieder aus dem Wasser gehoben, auf einen Lkw verladen und mit einem unmontierten Mast übergeben.

Kommunikationsfluss

Eine Vernetzung der einzelnen Betriebsteile wird durch die offene Gestaltung der Halle erreicht. Der Blickkontakt bei der Arbeit soll informelle Treffen zwischen Monteuren und Verwaltungsangestellten fördern und das Statusdenken abbauen. Die Bootsentwicklung kann so indirekt von den Erfahrungen beim Bau profitieren und auch das Einraumbüro für die Verwaltung fördert einen schnellen Wissensaustausch.

Besucherkonzept

Die Werft bietet eine "offene Produktion" an: Glaswände und -tore lassen Durchblicke zu und machen den Bootsbau nach außen hin erlebbar. Im Verkaufsraum findet die Beratung der Kunden statt, die dann Probefahrten mit den Vorführyachten machen können. Die Kantine ist auch nach Arbeitsschluss für den Besucherverkehr geöffnet. Zudem werden geführte Besichtigungen mit Filmvorführungen im Schulungsraum angeboten.

Blickbeziehungen

Die Tore und die Fassade des Verkaufraums sind als Schaufenster gedacht, die zum Hineinschauen einladen. Das große Fenster mit Loggia der Kantine ist ein Aussichtspunkt auf den Ziegelgraben, die Volkswerft Stralsund am anderen Ufer, die alte Klappbrücke des Rügendamms und auf die Schrägseilbrücke der neuen StrelasundQuerung.

Installationsführung

Von den Technikräumen versorgen Bodenkanäle, die in Längs- und Querrichtung in den Erschließungsachsen der Halle liegen, die einzelnen Arbeitsplätze mit den notwendigen Medien. Die Zuluft wird ebenfalls über die Bodenkanäle gewährleistet. Die Abluft geschieht über Abluftrohre an der Decke, die ebenfalls in den Erschließungsachsen der Halle verlaufen. Diese werden über den Nebenräumen der Verwaltung zusammengeführt. Des Weiteren sind die Büros im Obergeschoss mit einem Doppelboden für die Installationsführung ausgestattet.

Materialien am Gebäude

Das Bauwerk ist auf Betonfundamenten mit einer Bodenplatte gegründet. Das Tragwerk besteht aus weiß gestrichenen Stahlprofilen. Der Hallenboden ist als heller Industrieestrich ausgeführt. Die Innenwände sind mit Kalksandstein gemauert und weiß gestrichen. Der Bodenbelag im Obergeschoss auf dem Doppelboden besteht aus Schiffsbodenparkett in Eiche. Die Glaswände im Obergeschoss sind zur Produktion transparent, zu den anderen Seiten gibt es neben transparentem Glas mattierte transluzente Sichtschutzscheiben. Das Dach besteht aus Trapezblech mit Dämmung und Kiesschüttung. Die im Dach eingelassenen Oberlichter sind mit innen liegenden Sonnenschutzlamellen versehen, die für ein diffuses Tageslicht in der Produktion sorgen.

Die Tore sind in Stahlkonstruktion mit transparenter Füllung ausgeführt. Beim Öffnen falten sie sich mit Hilfe von Gegengewichten und Motorkraft nach oben. Die Außenwände bestehen aus einer Pfosten-Riegel-Konstruktion in Stahl. In den Zwischenräumen befindet sich die Wärmedämmung, und die Konstruktion ist innen und außen mit Blech verkleidet. Die äußere Wandbekleidung besteht aus Kupferblechen mit einer rotbraunen Kupfer-Beschichtung. Verspringende horizontale Stehfalze sorgen für einen bewegten Eindruck, der ein Spiel vom Wind mit der Fassade symbolisieren soll. Ebenfalls horizontale Lamellen aus dem gleichen Material beleben Teile der Glasfassaden. In diesen Bereichen ist das Glas mattiert.

Project Details

Building plot: Insel Dänholm, Stralsund, Germany

University: Technische Universität Braunschweig

Institute: Institut für Industriebau und konstruktives Entwerfen, Prof. C. Roth

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